Getting Things Done- Things Done Erste Station einer Weltbefragung: Bilder und Szenen zur Architektur aus Vorarlberg.

Text zur Architektur in Vorarlberg
KULTUR Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft
18.2.2014

Erste Station einer Weltbefragung: Bilder und Szenen zur Architektur aus Vorarlberg.

Die Frage nach der Darstellung von Architektur aus Vorarlberg im Rahmen einer Wanderausstellung provoziert. Die Komplexität des Phänomens rückt die Fragestellung selbst ins Paradoxe, der Rahmen und die Möglichkeiten des Mediums drängen die Antworten zugleich immer an den Rand des Trivialen.
Was ist die Architektur der Moderne? Was ist Kultur aus Österreich? Was ist Baukultur aus Vorarlberg? Der Fragestellung selbst und die haben und Wolfgang Fiel und sein Team sind vor rund einem Jahr in ein sehr vielschichtiges kulturelles, künstlerisches und gesellschaftliches Feld eingetaucht. Über Auftrag der Kulturabteilung des Landes Vorarlberg und des österreichischen Aussenministeriums, das für seine weltweit rund 50 Kulturforen eine Darstellung zur Vorarlberger Architektur suchte.
Das Instrumentarium hatte sich bald formiert. Der Wunsch nach einem offenen Fragestellungen aus der Zeit, Projektpräsentationen im Kern, Mit Fragestellungen, mit Interviews, mit umfangreichen Recherchen hat sich bald eine Zielrichtung und

Fünf Themenbereiche führen über das Einzelobjekt hinaus: Rethinking Nature / Dialog mit der Natur, Objects of Desire / Sinnlichkeit der Form, Up-and-Coming / Junge Talente, Smart Living and Working / Intelligentes Wohnen und Arbeiten, Art and Building / Kunst und Bau. Ergänzt werden sie durch zwei dokumentierenden Segmente – „The Story Thus Far / Bis hierher“ und eine Leselounge mit einer mobilen Bibliothek, die die Relevanz printmedialer Dokumentation unterstreichen und die Möglichkeit zur vertiefenden Auseinandersetzung mit den dargestellten Inhalten geben soll.

Ausstellung:
2 Videoscreens, eingehängt in die Rahmenkonstruktion, als Endelemente von 65 Bildträgern, die je ein Featureprojekt (mit Bild-Plan-Factbox) tragen. Auf den Rückseiten finden sich weitere Kontext-Projekte, insgesamt weitere 150 Projekte, die nur mit Bildern und Projektdaten beschrieben werden.

Die Ausstellung mit ihrem Hängeregister versteht sich als Wanderarchiv, das nicht klassisch in kontemplativer Betrachtung rezipiert werden kann, sondern das aktiv benutzt werden will. Vergleichbar mit einem offen aufgeschlagenen Buch, in dem man blättern kann. Die großformatigen Bildträger mit immerhin 72 × 110 cm und einer besonders ausgefeilten und aufbereiteten Drucktechnik transportieren einen besonderen Detailreichtum der Bilder.

Ein Zwitterwesen aus Foliant und Kulissenfundus, aus Buch und Ausstellung. Eine Ausstellung, die aufgeschlagen werden kann. Räumlich illustriert durch 12 handwerkliche Objekte, die aus den Reigen der Preisträger von „Handwerk und Form“ ausgewählt wurden. Diese leisten zugleich die Bestuhlung der Ausstellung, präsentieren sich aber auch als Anschauungsobjekte, erhöht auf Sockeln, als Peripherie.
Handwerkliche Anschauungsobjekte sind aber auch die Transportkisten selbst. Als gemeinsamer Entwurf des Lingenauer Tischlers und Gestalters Martin Bereuter mit dem Kurator leisten sie das Kunststück einer Wendejacke. Die transporttaugliche Aussenseites lassen sich umstülpen, umklappen, sodaß die Innenseiten der Kontainer zu Sichtseiten von Präsentationssockeln werden.
Die Einführung bringen zwei Plakate in der doppelten Größe der Einhänge-Bildträger, die über Titel, Intention und Ursprung von Ausstellung und Thema aufklären.
Insgesamt der Versuch einer Verdichtung.

Katalogreihe
Ausgabe 2
Titel: Getting Things Done (ExpertInnen und politische RepräsentantInnen)

Table of contents (preliminary)
1. Statement BMeiA (3000 Zeichen, 1 Seite)
2. Grußworte von Landeshauptmann Markus Wallner (3000 Zeichen, 1 Seite)
3. Statement von Kulturlandesrat Harald Sonderegger (3000 Zeichen, 1 Seite)
4. Über die Ausstellung von Wolfgang Fiel (6000 Zeichen, 2 Doppelseiten)
5. Renate Breuß über den Werkraum Bregenzerwald (max. 3000 Zeichen, 1 Seite)
6. Robert Fabach zur Rolle des aav (max. 3000 Zeichen, 1 Seite)
7. Verena Konrad über das vai (max. 3000 Zeichen, 1 Seite)
8. Christian Schützinger über Kultur und Tourismus in Vorarlberg (Plattform Kultur) (max. 3000 Zeichen, 1 Seite)
9. Otto Kapfinger über das Konzept der Ausstellung (max. 3000 Zeichen, 1 Seite)
10. Architektur in Vorarlberg von 1945-1970 (2 Doppelseiten)
11. Index (4 Seiten)
Anhang:
Bildträger (42 Stück = 42 Doppelseiten)

Gesamtsumme: 64 Seiten (8 Bögen)

Website
Summe an Interviews. Interviews in voller Länge abrufbar.
Der Inhalt bleibt aber deutschsprechenden vorbehalten und unübersetzt. Ein architekturhistorischer Fundus von zum Teil sehr persönlichen Statements, die eine sehr authentische Momentaufnahme von Einschätzungen, Erzählungen, Ausblicken und Rückschauen enthalten. So richtet sich dieser Teil des Ausstellungsprojektes an die Szene in Vorarlberg selbst. Ein Spiegel der vorgehalten wird und Material und Stichworte liefert für zukünftige Debatten. Ob und wie diese ausgelöst werden können bleibt dem Geschick der baukulturellen Moderatoren im Land und der Brisanz der Themen überlassen.
Die Botschaft nach außen, übermittelt durch die Macht der Bilder und die Dramaturgie der Auswahl, zieht sich zwangsläufig zurück auf einen konstruktiven, feierlichen Ergebnisbericht. Brechungen bleiben dennoch erkennbar und finden ihren Raum vor allem im Magazin. Die kritische Dimension – für den Kurator durchaus überraschend deutlich

?
Viele projekte nicht drin, weil sie nicht den 5 Themenbereichen entsprechen.
Architektur aus Voralrberg, nicht Architektur in Vorarlberg
Die Fragestellung dahinter ist auch“Was passiert mit der Architektur, wenn sie den Raum Vorarlberg verlässt?
Die Schnittstelle wird beleuchtet, durch
Egal wo man sich befindet, es geht um das kontextuelle Bauen, entsprechend den Möglichkeiten des kontextes dieser Grundsatz, diese Herangehensweise wurde von fast allen Interviewpartner so genannt.
Das Gesagte deckt sich nicht immer mit dem Tun.
Soviel Dinge wie möglich auf den Tisch zu legen, den Besuchern die Chance zu geben, eine eigene Interpretation zu erstellen.
Meine lesart sollte nicht dem Besucher aufgedrängt werden.

Rund 10 Jahre nach der Eröffnung der internationalen Wanderausstellung „Konstruktive Provokation“ soll im Herbst eine neue Ausstellung eröffnet werden, die das Architekturland Vorarlberg befrägt und danach für etwa fünf Jahre weltweit in den Österreichischen Kulturforen gezeigt wird. Ab dem 7. März gibt ein Team um den Kurator Wolfgang Fiel im VAI einen Einblick in den laufenden Entwicklungsprozess.
Als im Jahr 2002 das Institut français d’architecture eine Ausstellung über das „Phänomen“ der Vorarlberger Architektur plante, war dies der Auslöser für den Entstehungsprozess der „Konstruktive Provokation“, in dessen Verlauf die Dargestellten selbst das Werkzeug in die Hand nehmen sollten. Eine Gruppe von Architekten um das Vorarlberger Architekturinstitut, der Publizist Otto Kapfinger, sowie Reinhard Gassner als grafischer Gestalter realisierte eine Wanderausstellung und ein sensibel intelligentes Begleitbuch als Antwort auf die Frage: Wer sind wir?
Die Ausstellung – in drei Sprachversionen mehrfach auf Reisen – war ein Erfolg. In Folge entwickelte sich die gesteigerte mediale Aufmerksamkeit zu einem bis heute nachwirkenden Architekturtourismus. Und es kam zu Rückkoppelungen im Land, die vorwiegend in der Breite wirkten. Lattenfassade und Flachdach wurden damals „Pop“. Es erwuchsen aus handwerklich gestalterischen Traditionen formale Verfestigungen und kommerzielle Stereotypen. Neue Erfahrungen, gegen die eine aktuelle Architekturproduktion heute anbauen muss – mit Differenzierungen und neuen Fragestellungen.

Heterogene Sichtweisen
Genau dort setzt auch die neue Ausstellung an. „Getting Things Done: Evolution of the Built Environment in Vorarlberg“ stellt Fragen, will mit verschiedenen Instrumenten Vertiefungen anbieten und sucht den multiperspektivischen Blick auf das Phänomen der Architektur in Vorarlberger. Entsprechend sind nicht nur die Inhalte, sondern auch der Entstehungsprozess und das Medium der Ausstellung selbst Resultate von Kooperationen und zugleich immer auch Teil des Diskurses. Mit dem VAI, als Ort der Preview und eines diskursiven Rahmenprogramms, mit dem Werkraum Bregenzerwald als ersten Ausstellungsort und dem Werkraummitglied Martin Bereiter als Mitgestalter und Produzent der Ausstellungsarchitektur, mit dem Architekturarchiv Vorarlberg am Vorarlberg Museum als architekturhistorischer Partner und Sammlungsort der vollständigen Interviewmaterialien, aber auch mit dem Künstler Gerhard Klocker, der für die Form der in Summe 60 Interviews verantwortlich zeichnet und Clemens Schedler, der die Heftreihe gestaltet.

Der Titel als Ausdruck einer Haltung
Er gibt den Hinweis auf eine baukulturelle Praxis, die sich aus dem Tun, aus der Kraft des Faktischen erschließen und verstehen lässt. So reflektiert die Präsentation im vai den Prozess des „Machens“ dieser Ausstellung, vom Konzept über Beispiele einer breit angelegten Interviewreihe mit ProtagonistInnen der baukulturellen Entwicklung Vorarlbergs bis hin zum Prototypen der Ausstellungsarchitektur, der die laufende Auseinandersetzung mit den vielschichtigen inhaltlichen und szenografischen Aspekten eines derartigen Formats veranschaulichen soll. Ein Vermittlungsprogramm bietet die Möglichkeit, mit den Beteiligten ins Gespräch zu kommen und mehr über die Inhalte und Ziele der Ausstellung zu erfahren.

Wolfgang Fiel beschreibt die Ausstellung als „wandernden Showcase in Arbeit, der sowohl einen Rückblick auf die Entstehungsbedingungen als auch einen Ausblick auf mögliche Szenarien der künftigen baulichen Entwicklung in Vorarlberg ermöglichen soll. Die Ausstellung zeigt Architektur daher nicht anhand einer Auswahl beispielhafter Einzelobjekte, sondern im Kontext ihrer natur-, stadträumlichen, soziopolitischen, ökonomischen und kulturellen Entstehungsbedingungen, die allesamt in die Beurteilung der baukulturellen Qualität einfließen. Dieser Anspruch bezieht sich im Speziellen auf die globale Herausforderung, ‚unser‘ Verhältnis zur Natur einer ökologischen und epistemologischen Neubewertung zu unterziehen, zeitgenössischer Architektur beim Experimentieren mit neuen Wohn- und Arbeitsformen eine tragende Rolle zuzuschreiben, neben den technologischen Errungenschaften tradierte Formen handwerklicher Produktion nicht zu marginalisieren, die Schnittstellen zwischen Architektur und anderen Bereichen kreativen Schaffens als Quellen wechselseitiger Inspiration zu verstehen und der kommenden Generation junger BerufseinsteigerInnen die Chance zu geben, die Praktikabilität einer – vor dem Hintergrund einer vollkommen vernetzten und digitalisierten Welt – im Entstehen befindlichen Kultur offenen Wissens und Teilens unter Beweis zu stellen.“

Heftreihe statt Ausstellungskatalog
Diese Ausstellung als Gelegenheit einer selbstkritischen Bestandsaufnahme zu begreifen, ist für den Kurator eine Grundvoraussetzung. Beabsichtigt ist, die diskursive Dynamik ihres Entwicklungsprozesses über den Zeitraum der erstmaligen Präsentation in Vorarlberg aufrecht zu erhalten und Reaktionen und Feedback an den einzelnen Stationen der Ausstellung an die Absender zurückzuspielen und aktiv zu verarbeiten.
Deshalb wird die Wanderausstellung nicht durch die einmalige Vorlage eines Katalogs dokumentiert, sondern von einer kleinen Zeitschriftenreihe begleitet, deren erstes Exemplar zur Ausstellung im vai erscheinen wird. Im Rahmen der zu erwartenden Laufzeit von fünf Jahren soll sie bis auf zehn Ausgaben anwachsen. Jede Ausgabe wird einem thematischen Schwerpunkt folgen und enthält neben zahlreichen theoretischen Beiträgen unterschiedlicher AutorInnen, das Feedback der einzelnen Stationen und soll somit dazu beitragen, den angestoßenen Prozess lebendig zu halten und auch die Ausstellung selbst mit regelmäßigen Updates zu erweitern.

Leitthemen und der Blick auf den internationalen Diskurs
In der Vollform, die im Herbst gezeigt wird, beleuchtet die Schau in sieben exemplarischen Kapiteln regional bedingte Aspekte der geschichtlichen Entwicklung im Spannungsfelds von Globalität und Ort.
Fünf Themenbereiche führen über das Einzelobjekt hinaus: Rethinking Nature / Dialog mit der Natur, Objects of Desire / Sinnlichkeit der Form, Up-and-Coming / Junge Talente, Smart Living and Working / Intelligentes Wohnen und Arbeiten, Art and Building / Kunst und Bau. Ergänzt werden sie durch zwei dokumentierenden Segmente – „The Story Thus Far / Bis hierher“ und eine Leselounge mit einer mobilen Bibliothek, die die Relevanz printmedialer Dokumentation unterstreichen und die Möglichkeit zur vertiefenden Auseinandersetzung mit den dargestellten Inhalten geben soll.
Damit öffnet sich die Schau – auch im Hinblick auf das internationale Publikum – für den Anschluss an internationale Diskurse, deren Rückflüsse und Impulse eine neuen Blick auf Möglichkeiten, Potentiale und Qualitäten der eigenen Baukultur geben können.

Robert Fabach, Hörbranz, 18. Feb 2014

Bilduntertitel:

Fotos: Gerhard Klocker